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Brandmauerarchäologie – "Der Vater der Eigentumswohnung"

Der Schriftzug „Bendzko Immobilien“ findet sich gleich mehrfach auf den zahlreichen Werbeflächen entlang der Ringbahn, so etwa am Halensee oder nahe des Westhafens. Die von den Brandmauern abblätternde Farbe zeigt, dass vom einst großen Namen der Berliner Immobilienszene schon länger der Lack ab ist. Auf haushohen Flächen werben die Schriftzüge noch immer um Kunden, der Fall des bekannten Unternehmers war tief.

„Der Vater der Eigentumswohnung tritt ab“ titelte die Welt am 6. März 2002 etwas vorschnell. Willi Bendzko hatte bis dahin einen weiten Weg zurückgelegt. Er verließ als junger Elektroingenieur in den 1960er Jahren Ost-Berlin und baute sich innerhalb von 40 Jahren im Westteil der Stadt eine der größten Maklerfirmen Deutschlands auf. Was mit der Vermittlung von Zimmern als Feierabendjob begann, führte über den Ankauf von städtischen Mietshäusern und deren Aufteilung in Eigentumswohnungen in ein weit verzweigtes Netz von Firmen und ein beachtliches Immobilien-Portfolio. „In West-Berlin war er eine Institution“, schrieb der Tagesspiegel 2004 zum 65. Geburtstag des rüstigen Maklers, der trotz Rentenalters nach wie vor an seinem Schreibtisch im Büro am Kurfürstendamm arbeitete und für die Journalisten den Immobilienmarkt der Hauptstadt kommentierte.

Am 15. April 2005 jedoch erkannte die Berliner Zeitung unter der Überschrift „Kaution sichern – Worauf Mieter achten sollten, wenn ihr Vermieter zahlungsunfähig wird“ erste Risse im Geschäft des Familienbetriebes Bendzko, da einige seiner Gesellschaften Insolvenz angemeldet hatten. Wenige Monate später, am 11. August, wurde das Blatt expliziter und titelte unverhohlen: „Bendzkos Immobilien-Imperium wackelt“.

Es sollte nicht mehr lange dauern und die Schlagzeile lautete „Der Immobilien-König hat abgedankt“ (Berliner Zeitung vom 31. März 2006). Plötzlich war Willi Bendzko nicht mehr zu erreichen, die Webseite schwarz, das Büro mit dem Schreibtisch verschlossen, am Telefon der Anrufbeantworter. Die Geschäfte wurden vom Insolvenzverwalter abgewickelt und die eigenen Wohnungsbestände veräußert. Seither ist es ruhig um Bendzko geworden ... nur die grünen Werbebanner halten sich hartnäckig.

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